Die Chronik des Vereins


Geschichte des ESV Bad Bayersoien

 

Bis in die 1930er-Jahre spielte Sport auf dem Land kaum eine Rolle. Zwar fuhren Kinder und einige Erwachsene im Winter Ski oder Schlittschuh, wenn der See zugefroren war, doch organisierte Wettkämpfe oder Veranstaltungen gab es nicht. Freizeitaktivitäten wie Eisstockschießen, Schlittenfahren oder Kegeln wurden als Vergnügen betrachtet. In der bäuerlichen Lebensweise war kein Platz für Sport: "Arbeit nur fest, dann hast du genug Bewegung", lautete die Devise der Eltern.

 

Erste zaghafte Ansätze für den Sport entstanden in den frühen 1930er-Jahren. Mit der Olympiade 1936 wuchs das Interesse am Sport sprunghaft an. Rundfunk, Presse und vor allem die Wochenschauen in den Kinos machten ihn populär. Die Jugend begann, das Gesehene und Gehörte nachzuahmen – ohne Anleitung oder Ausrüstung. Besonders die Nähe zu den Olympischen Winterspielen in Garmisch-Partenkirchen beeinflusste die Region: Skifahren wurde zum Breitensport, und auch das Eishockeyfieber erfasste die Jugend. Mangels professioneller Ausrüstung behalf man sich mit improvisierten Schlägern und Holzscheiben als Pucks.

Die Gründung des ESV Bad Bayersoien

 

Nach dem Krieg, bis zur Währungsreform 1948, wurde Eishockey weiter mit einfachen Mitteln gespielt. Doch aus den zahlreichen Spielern formierte sich allmählich eine Mannschaft, die sich auch mit Teams aus Nachbarorten messen konnte. Im Jahr 1951 gründete Franz Stadler den Eissportverein (ESV) Bayersoien und schuf eine offizielle Grundlage für den Sport. Bis 1958 leitete er den Verein mit großem Engagement.

 

Die Spieler finanzierten ihre Ausrüstung selbst und nahmen an Ausbildungskursen bei den Eishockey-Vereinen in Garmisch und Füssen teil. Die sportliche Leistung steigerte sich enorm, und bald spielte die Mannschaft in der Kreisklasse. Allerdings gab es noch kein richtiges Spielfeld – die Spiele fanden auf dem zugefrorenen "Alten See" ohne Bande statt. Dank des Gemeinschaftssinns der Dorfbewohner wurde mit gespendetem Holz eine Bande errichtet. Doch Sonne und Wasser machten den Platz oft unbespielbar, sodass schließlich der heutige Sportplatz am Hainbichl entstand.

Sportliche Erfolge und Wachstum

 

1955 gewann der ESV die Bezirksklasse, 1956 wurde er Kreisklassenmeister und stieg in dramatischen Spielen in Füssen und Berchtesgaden in die Landesliga auf. Vereine wie Augsburg und Landsberg, die anfangs auf die "Bauernbuben" herabblickten, lernten den ESV schnell zu respektieren.

 

Neben dem ESV existierte unter dem Verkehrsverein ein Skiclub, der ebenfalls sehr aktiv war. Im Guggenbichl wurde eine Slalomstrecke angelegt, an der Au ein Torlauf trainiert und sogar eine Schanze für Sprünge bis zu 30 Metern gebaut. Das Nebeneinander zweier Sportvereine führte jedoch zu Reibereien, weshalb sie sich 1964 zum Eis- und Sportverein zusammenschlossen. Die jährlich organisierten Volksmärsche im Sommer und Skilangläufe im Winter stärkten nicht nur den Zusammenhalt, sondern brachten auch finanzielle Stabilität.

Ein eigenes Sportheim

 

1974 erhielt der Verein durch eine großzügige Spende des Architekten Braun ein ehemaliges Bürogebäude aus Garmisch, das von den Mitgliedern am Sportplatz mit massivem Unterbau wieder aufgebaut wurde. Vier Jahre lang arbeiteten die Sportler daran und leisteten dabei über 6.200 ehrenamtliche Arbeitsstunden. Von den Gesamtkosten in Höhe von 66.000 DM wurden 34.000 DM von den Bürgern Bayersoiens gespendet, 11.000 DM steuerte die Gemeinde bei, den Rest finanzierte der Verein selbst. Am 13. Juli 1975 wurde das Heim feierlich eingeweiht. Der ideelle Wert dieses Gebäudes ist jedoch unbezahlbar, da es eindrucksvoll zeigt, was eine engagierte Dorfgemeinschaft erreichen kann.

 

Mit dem neuen Sportheim konnte der Verein sein Angebot erweitern. Neben Eishockey und Skilauf kamen die Disziplinen Wandern, Eisstockschießen, Tischtennis und Gymnastik hinzu. Die Mitgliederzahlen stiegen kontinuierlich, und bald war ein Viertel der Bevölkerung von Bayersoien im Verein aktiv.

 

Nachdem der Mitteltrakt des Sportheims durch das Unwetter im August 2023 stark in Mitleidenschaft gezogen wurde, wurde dieser komplett abgerissen und neu aufgebaut.

Der ESV heute

 

Heute zählt der ESV Bad Bayersoien knapp 600 Mitglieder. Durch große Veranstaltungen wie den Fünfkampf sowie die Unterstützung treuer Sponsoren können alle Sportarten finanziell abgesichert werden. An dieser Stelle bedankt sich der Verein herzlich bei allen Mitgliedern und Sponsoren, die den ESV mit ihrem Einsatz und ihrer Unterstützung zu dem machen, was er heute ist: ein lebendiger, erfolgreicher und traditionsreicher Sportverein.